Erinnerung an eine aufregende Geschichte, die sich im Hotel Doge ereignet hat.

Vielleicht ist das Hotel Doge nicht unbedingt das Grand Budapest Hotel, aber sicher geschehen auch bei uns phantastische Geschichten.

Für den, der wie wir in einem Hotel arbeitet, ist der direkte Kontakt zu den Gästen an der Tagesordnung. Mit einigen Gästen unterhält man sich etwa mehr, andere Gäste sind wiederum etwas verschlossener, aber zu allen hat man in irgendeiner Weise Kontakt, und das ist der schönste Teil unseres Lebens, der uns bereichert, und vor allem auf menschlichen Niveau wachsen lässt.

Kürzlich ist es mir während einer Veranstaltung für Hotelfachleute passiert, den Erzählungen seitens einiger Concierges niveauvoller Hotels beizuwohnen. Es handelte sich um denkwürdige Anekdoten, die sich bei der Arbeit ereignet hatten: Besondere Wünsche der Kunden in einzigartigen Momenten ihres Lebens, wie einen Hochzeitsantrag, die Entdeckung einer schweren Krankheit oder eine sehr exzentrische Geburtstagsüberraschung.  Unvermeidbar wurden auch meine ganz persönlichen Erinnerungen wach, und ich möchte Ihnen eine der schönsten Erlebnisse, die mir jemals als Inhaberin des Hotels Doge in Alba Adriatica geschehen sind, erzählen.

Schwimmbad am Strand im Hotel Alba Adriatica

Vor wenigen Wochen war der 25. Jahrestag des Mauerfalls von Berlin, der sich 1989 ereignet hatte. Im September jenes Jahres, die Jahreszeit neigte sich dem Ende zu, besuchte uns ein Paar aus Jena. Ein paar Tage nach der Ankunft baten sie mich, fest etwas verlegen, um Hilfe. Die Dame war die Tochter eines Italieners, die bereits verstorbene Mutter war Deutsche. Die Ehe war gescheitert, vielleicht aufgrund der zu großen Unterschiede, und der Vater war nach Italien zurückgekehrt, als sie noch ein kleines Mädchen war. Als das Mädchen groß genug war und den Vater und dessen italienische Familie kennenlernen wollte, waren die Grenzen des Warschauer Pakts gesperrt. Jetzt, da sie die Möglichkeit zum Reisen hatte,  war die junge Frau nach Teramo gekommen, um ihren Vater zu suchen, der aus Teramo stammte. Von ihm wusste sie nur den Namen. Wirklich wenig!

Ich erinnere mich noch, wie ich sofort das Telefonbuch ergriff (damals gab es noch kein Facebook), und begann die Nummern mit den entsprechenden Nachnamen anzurufen. Ich erzählte die unwahrscheinliche Geschichte, so als wäre ich eine richtige Detektivin. Es war ein wirklich weit verbreiter Familienname, so als wolle man die berühmte Nadel im Heuhaufen finden: „Entschuldigung, ich rufe aus dem Hotel Doge in Alba Adriatica an, ich habe einen Gast, die ihren Vater und dessen Familie sucht …“.

Endlich antwortete eine Frau, der die Geschichte bekannt vorkam. Sie bat mich um ein paar Stunden Zeit, damit sie mit der Mutter sprechen konnten, danach hätte sie mir eine Antwort geben können. Kurz gesagt, es handelte sich um eine Verwandte, eine Cousine dritten Grades. Wir hatten die Familie gefunden. Der Vater war zwei Jahre zuvor verstorben, aber die Tante, die Schwester des Vaters, lebte noch. Die Familie war sehr aufgeregt wegen dieser Überraschung, sofort kamen ein paar Verwandte, um die deutsche Besucherin kennenzulernen. Und da für uns Italiener jede Gelegenheit gut ist, das ist allseits bekannt, um ein Fest zu organisieren, kam es in Null Komma nichts zu einem schönen abruzzesischen Abendessen. Aber das Problem war die Sprache. Solange die Familie sich im Hotel befand konnten ich und die Sekretärinnen übersetzen, aber ein Abendessen in Teramo übertraf unsere Möglichkeiten. Über eine Freundin fand ich eine junge Frau, die in der Schweiz aufgewachsen war und sich für das Familientreffen zur Verfügung stellte. Es war ein schönes Fest, und bald bekamen wir auch die Fotos zu sehen.

Die deutsche Besucherin und ihr Mann kamen noch öfter nach Alba Adriatica in den Urlaub, und jedes Mal begleitete die Übersetzerin das Paar zu den Besuchen bei den seit kurzem entdeckten Verwandten: Mir bleibt die Freude, meinen Beitrag geleistet zu haben, ein paar Lücken im Leben dieser schönen Frau mit den blauen Augen zu füllen.

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